Chronik der Zunft
Die „Schergass“ – Zentrum der Narretei in Richebach – ist in keinem aktuellen Straßenverzeichnis zu finden. In zwei alten Urkunden aus den Jahren 1595 und 1615 wird aber bekundet, dass es in Reichenbach eine „Scherers Gass“ gab. Diese hatte aber mit der alten Landstraße, die heutzutage als „Schergass“ bekannt ist, nichts zu tun. Der Volksmund taufte die alte Landstraße zur „Schergass“ als die neue Straße zum Schönberg gebaut wurde. „Diä alt Schtross“ wurde vom Verkehr „abgeschert“ und fortan „Schergass“ genannt. Alles geschehen vor rund 175 Jahren als am 25. August 1827 der Ludwigstein auf der Passhöhe des Schönbergs eingeweiht und die neue Straße offiziell dem Verkehr übergeben wurde. Lange Zeit blieb es dann still um die „Schergass“ – bis man dann von einem „Schergasse Johrmärkt“ zu fantasieren begann. Dieser fand erstmalig im Jahre 1928 statt und begründete die Richebacher Fasent.
Die Fasentzunft Schergässler selbst wurde erst 29 Jahre später gegründet. Wie vieler Orts üblich, gab es in Reichenbach eine katholische Mädchengruppe. Ein Mitglied dieser Gruppe hatte Geburtstag. Deshalb verlegte man kurzerhand die Gruppenstunde in die heutige Reichenbacher Hauptstraße 21 und feierte dort Rosmaries Geburtstag. Im Verlauf der Feier kam man auch auf die Fasent zu sprechen. Gruppenleiterin Anna Himmelsbach (Ratschriebers Anna) aus der Schergass regte an, sich in irgendeiner Form an der Reichenbacher Fasent zu beteiligen. Aber wie? Man besorgte sich blaue Arbeitsanzüge und besetzte diese mit Rüschen aus blauem Krepppapier. Die Näharbeiten fanden in der Kinderschule statt, da es dort zur damaligen Zeit eine Nähstube gab. Die zum Kostüm gekauften Masken waren aus Pappmaschee. Nachdem die Gruppe mit der Kostümierung fertig war, galt es einen Namen für die Narrenfigur zu finden. Gruppenleiterin Anna Himmelsbach meinte damals: „Da sich alles, was mit der Narretei zu tun hat in der Schergass abspielt, nennen wir uns einfach Schergässler“. Und somit war der wichtigste Name in der Geschichte der Zunft genannt. Aber zu einem Schergässler gehört natürlich auch eine Schere. Man beauftragte Schreinermeister Josef Fischer mit der Anfertigung der Scheren. Nun war der Reichenbacher Schergässler perfekt. Von da an nahm Jahr für Jahr eine Schergässlergruppe am Fasentumzug in Reichenbach teil. Mit der Zeit waren es aber nicht nur die Mädchen der Gründungsgruppe, aus ganz Reichenbach gesellten sich Mitte der fünfziger Jahre Leute zu den Schergässlern.
Markante Daten und Ereignisse:
1957 |
Die Fasentzunft „Die Schergässler Reichenbach e. V.“ wurde am 04. Oktober 1957 im Gasthaus Linde in Reichenbach gegründet. | |
1958 |
Am 04.11.1958 stellten die Schergässler den Antrag auf Aufnahme in den Verband Oberrheinischer Narrenzünfte. | |
1959 |
In einer feierlichen Zeremonie wurde die Fasentzunft Reichenbach am 18.01.1959 in Endingen in den VON aufgenommen. | |
Die Aufnahme wurde unterstützt durch unsere Patenzünfte Oberwinden und Wehr. | ||
1962 | Der erste große Zunftabend, initiiert von den Reichenbacher Spatzen, findet statt. | |
1962 |
Der Zunftrat beschließt, die Masken der Schergässler aus Holz anfertigen zu lassen. | |
1970 |
Am 09.05.1970 fand im Pfarrheim in Reichenbach die Gründungsversammlung des „Regionalen Freundschaftskreises“ statt. | |
Die teilnehmenden Zünfte aus Niederwinden, Oberwinden, Bleibach und Reichenbach trafen sich fortan regelmäßig zu Freund- | ||
schaftstreffen und pflegten diese Tradition einige Jahre. | ||
1972 | Das 28. Herbstkonvent des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte wird in Reichenbach ausgerichtet. | |
1974 | 28 Personen gründeten unter Tambour Siegmund Metzger einen Fanfarenzug, der 1976 bis 2000 Bestandteil der Zunft war. | |
Von 1981 bis zum Jahr 2000 lag die Leitung des Fanfarenzuges in den Händen von Reinhold Uhl. | ||
1976 | Die Zunftverantwortlichen lassen den Schergasse-Jahrmarkt, der erstmalig 1928 veranstaltet wurde, wieder aufleben. | |
1978 | Die alte Zigarrenfabrik Burger & Söhne wird gekauft und in den folgenden Jahren in das Zunftlokal "Nörgler" verwandelt. | |
1989 | In Reichenbach wird das 11. Vogteitreffen der Vogtei Ortenau ausgerichtet. | |
1996 | Die Kinder- und Jugendgruppe, die sich in den Folgejahren in die Mini-Minis und Maxi-Minis aufgliedert, wird gegründet. | |
2007 | Vom 19.-24. Oktober 2007 reist eine Abordnung der Schergässler mit dem Musikverein Reichenbach und sieben weiteren | |
VON-Zünften der Vogtei ins chinesische Ningbo. Dort nehmen sie an der deutsch-chinesischen Kulturwoche teil und | ||
präsentieren närrisches alemannisches Brauchtum in der chinesischen Millionenstadt. | ||
2011 | Die 50. Auflage des Zunftabends mit einem historischen Block begeistert das Publikum in der Geroldseckerhalle. | |
2012 | Mit 3.500 Umzugsteilnehmern veranstaltet die Zunft den größten Umzug ihrer Geschichte und feiert ihr 55-jähriges Bestehen. | |
2015 | Die Ehrennarren erhalten ein eigenes Ornat, laufen fortan wieder bei Umzügen mit und sind "Mittendrin statt nur dabei!". | |
2017 | Anlässlich des 60-jährigen Zunftjubiläums erhält die Fasentzunft Schergässler einen Narrenbrunnen auf dem Lindenplatz. | |
2017 | Der 73. Herbstkonvent des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte findet am 14./15. Oktober in Reichenbach statt. | |
2021 | Die Coronapandemie sorgt für den 1. Digitalen Zunftabend in der Geschichte der Fasentzunft Schergässler. | |
2021 | Mit dem Projekt "Richebacher Fasent-Pfad" wird im Jahr der Pandemie ein weiterer neuer Weg beschritten. |
Übersicht der Oberzunftmeister und Zunftmeister:
Oberzunftmeister | von - bis | Zunftmeister |
von - bis |
Ferdinand Müller | 1957 - 1964 | Otto Glatz | 1957 - 1964 |
Otto Glatz | 1964 - 1970 | Wilhelm Groh | 1964 - 1974 |
Hans Klumpp | 1970 - 1980 | Klaus-Peter Glatz | 1974 - 1980 |
Klaus-Peter Glatz | 1980 - 1988 | Alfred Singler | 1980 - 1986 |
Ernst Fehrenbach | 1986 - 1988 | ||
Ernst Fehrenbach | 1988 - 2000 | Werner Fehrenbach | 1988 - 2008 |
Martin Meier | 2000 - 2012 | Thomas Fischer | 2008 - 2012 |
Thomas Fischer | 2012 - heute | Armin Furtwängler | 2012 - heute |